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Vom Repeater zur Smart City:

5G und die Immobilienwirtschaft

WiredScore
Gastautor Sebastian Kohts
Geschäftsführer WiredScore Deutschland

Die neuste Mobilfunkgeneration 5G das verspricht Highspeed auf der Datenautobahn und zuverlässigen Service, was vor allem neue Anwendungsmöglichkeiten im Bereich Internet of Things (IoT) – darunter unter anderem sichereres autonomes Fahren – ermöglicht. Doch was bedeutet die Einführung von 5G für die Immobilienwirtschaft?

Im Sommer letzten Jahres wurden die Frequenzen an die etablierten Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefónica sowie United Internet, über die Tochterfirma Drillisch Netz, versteigert. Bereits in der ersten Verhandlungswoche wurde die Milliardenmarke geknackt. Am Ende bescherte die Versteigerung dem Bund 6,5 Milliarden Euro. Unglaubliche Summen – aber wofür genau eigentlich?

Es geht um nichts anderes als einen Quantensprung in der Digitalisierung. Mit 5G können Daten mit bis zu rund 10 Gigabit pro Sekunde, also zwanzigmal schneller als bisher, übertragen werden. Auch die Verzögerungszeit, mit der Daten unter Umständen am anderen Ende der Welt ankommen, verkürzt sich auf unter 5 Millisekunden. Größere Netzkapazitäten ermöglichen zudem den Anschluss von mehr IoT-Geräten.

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Eine neue Generation von Smart Buildings

Eine offensichtliche Anwendung in der Immobilienwirtschaft ist natürlich im Betrieb von sogenannten Smart Buildings. Moderne Gebäude liefern selbst immer mehr Daten, beispielsweise über den Wasserbrauch oder Innenraumtemperaturen. Gleichzeitig werden sie über IoT-Anwendungen mittlerweile größtenteils automatisch gesteuert. Ist die übermittelte Temperatur zu hoch, wird die Heizung heruntergeregelt.
5G-Netze sorgen hier vor allem für die Sicherstellung der benötigten Netzkapazität für immer neue Anwendungen sowie die Fülle an neuen Smart Buildings, die gerade durch Neubau oder Nachrüstung entstehen.

Auch die Innenausstattung von Bürogebäuden wird das neue Netz und die damit verbundenen neuen Arbeitsmöglichkeiten verändern. Die HD-Video-Telefonie wird beispielsweise verbessert, so dass weniger Geschäftsreisen anfallen. Und die Entwicklung geht weiter: In Großbritannien wurde bereits das erste holografische Meeting über 5G gehalten. Und auch Virtual-Reality-Meetings sind keine Zukunftsmusik mehr. Insgesamt kann die Kommunikation unter Kollegen, egal ob sie im Büro, im Home Office oder in der Außenstelle am anderen Ende der Welt sind, in Echtzeit stattfinden. Mit den höheren Geschwindigkeiten und Bandbreiten können Arbeitsplätze zudem vollständig kabellos werden – egal ob es sich dabei um den Drucker, die Festplatte, Gebäudesensoren oder automatische Fenster und Türen handelt.

 

Neue Infrastruktur für die Smart City

Neben dem effizienteren Betrieb von Smart Buildings wird sich auch die städtische Infrastruktur ändern. Denn die Welt muss erst einmal 5G-tauglich gemacht werden. Dazu müssen zum Beispiel alle Mobilfunkmasten mit dem Glasfasernetz oder einem Richtfunknetz an das Kernnetz angebunden werden. Vorhandene Lücken müssen geschlossen werden. Erst dann können Städte zu wirklich Smarten Cities werden, in denen beispielsweise selbstfahrende Autos ohne Funklöcher sicher durch das flächendeckende 5G-Netz navigieren können. Die Investitionen sind enorm.

Für die Immobilienwirtschaft ist die Aufrüstung auch eine Chance, denn sie kann sowohl den Platz für den Mast auf ihren Immobilien vermieten als auch selbst in die Investition einsteigen. Bouwfonds Investment Management hat bereits einen Fonds aufgelegt, der in niederländische Kommunikationsinfrastruktur investiert, darunter Sendemasten und Kabelnetze.

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Das Problem mit den Frequenzen

Auch wenn sich der Ausbau des Netzes noch über einige Jahre hinziehen wird, gilt es bereits heute Neubauten oder Renovierungsprojekte fit für 5G zu machen. Ein Beispiel: Die von 5G genutzten Frequenzen sind höher als bei den Vorgängergenerationen, so dass die Signale insgesamt nicht so weit getragen und leichter von Begrünung, Glass und Wänden blockiert werden. Ein Gebäude, das heutzutage sehr guten 4G-Empfang hat, muss also nicht zwangsläufig auch gutes 5G-Netz bekommen.

Zur Verstärkung von Mobilfunksignalen werden bereits heute oft sogenannte Repeater eingebaut, die die Signale innerhalb des Gebäudes verbreiten. Genau solche Systeme können auch das 5G-Netz entsprechend verstärken. Doch Vorsicht: Viele Repeater im Markt kann man nicht für das neue Netz aufrüsten. Beim Einbau spart man damit aktuell Geld, aber eine Nachrüstung in nur wenigen Jahren ist in der Regel kostenintensiver. Ein aufrüstungsfähiger Repeater hat unter anderem modulare Hardware, die bei der Umstellung auf 5G ausgetauscht werden kann, sowie Glasfaserkabel. Die bisher meist üblichen Koaxialkabel können die neuen Frequenzen nicht verarbeiten. Für neue Projekte sollte auf jeden Fall die entsprechende Infrastruktur für die Repeater vorgesehen werden. Dazu zählt ein eigener Raum für das System, die entsprechende Verkabelung des ganzen Gebäudes und Platz in den Wänden für die Steigleitungen.

Die Immobilienwirtschaft sollte sich also ganz gezielt auf die Erfordernisse 5G-fähiger Gebäudeinfrastruktur vorbereiten. Die Einführung des neuen Netzes bietet auf jeden Fall einige Opportunitäten für den Sektor.

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