Logistik-Experte Patrick Sohns von Angermann NRW blickt auf die Transformation im Logistikmarkt

Risiken erkennen und Chancen ergreifen

In den letzten zwei Jahren hat sich der Logistikmarkt zum Teil drastisch verändert. Was früher als stabil und vorhersagbar galt, wurde durch technologische Innovationen, geopolitische Entwicklungen und globale Marktverschiebungen auf den Kopf gestellt. Die Nachfrage nach modernen Logistikimmobilien ist zwar ungebrochen stark, aber die Herausforderungen für Eigentümer, Projektentwickler und Investoren sind größer als je zuvor.
Das Logistikteam von Angermann NRW hat diese Transformation früh erkannt und seine Beratungsansätze entsprechend angepasst. So werden die Kunden dabei unterstützt, sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen und nachhaltige Lösungen für die sich verändernde Logistiklandschaft zu finden. IN.PUNCTO sprach mit Patrick Sohns, Managing Partner und zuständig für den Bereich Industrial & Logistics bei Angermann NRW über die neuen Gegebenheiten und was zu tun ist. 
 

Herr Sohns, vor welchen Herausforderungen stehen Eigentümer und Käufer von Logistikimmobilien angesichts der zum Teil gravierenden Veränderungen aktuell?
Eigentümer und Käufer stehen gleichermaßen vor großen Herausforderungen. Die Baukosten sind explodiert, Zinsen sind gestiegen und strengere Regulierungen, besonders im Hinblick auf Nachhaltigkeit, setzen alle Marktteilnehmer unter Druck. Verfügbare Flächen in strategischen Lagen sind zudem begrenzt, was den Wettbewerb zusätzlich verschärft. 
 

Welchen Einfluss haben Faktoren wie Globalisierung und geopolitische Veränderungen auf den Logistikmarkt?
Diese Faktoren haben enormen Einfluss. Lieferkettenprobleme und Handelskonflikte haben dazu geführt, dass Unternehmen ihre Logistikprozesse überdenken. Viele Unternehmen versuchen, ihre Abhängigkeit von internationalen Lieferketten zu verringern, indem sie lokale Lagerkapazitäten ausbauen. Gleichzeitig bleibt der globale Handel ein wesentlicher Treiber der Logistik.
 

Was unterscheidet das Segment Logistik von anderen Asset-Klassen und was sind die Stärken?
Der Bereich Logistik ist gegenüber anderen Asset-Klassen wie Büro oder Retail widerstandsfähiger. Das liegt unter anderem daran, dass Logistikimmobilien stark vom E-Commerce und globalen Lieferketten profitieren. Derzeit erleben wir jedoch politisch motivierte De-Globalisierungstendenzen, die sich negativ auf den internationalen Handel auswirken und die austesten, wie widerstandsfähig der Logistikmarkt tatsächlich ist. Bislang kann in vielen Bereichen verhältnismäßig gut auf die veränderten wirtschaftlichen Parameter reagiert und gegengesteuert werden. Die Resilienz der Branche ergibt sich unter anderem aus der Flexibilität der Logistikimmobilien, bei denen in der Regel verschiedene Nutzungen möglich sind. 
 

Worauf können sich die Marktteilnehmer in den kommenden Jahren einstellen?
Marktteilnehmer müssen sich auf anhaltend hohe Baukosten, strengere Regulierungen und die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit und Automatisierung einstellen. Zudem könnten geopolitische Spannungen und wirtschaftliche Unsicherheiten den Druck auf Unternehmen, sich noch flexibler aufzustellen, weiter erhöhen.
 

Mail an ind-nrw@angermann.de

 

Wie haben sich die Anforderungen an die Beratung verändert?
Die Anforderungen sind umfassender geworden. Kunden erwarten heute, dass ihre Berater nicht nur den Markt verstehen, sondern auch fundiertes Wissen über Technologie und Nachhaltigkeit haben. Eine ganzheitliche Beratung, die langfristige Strategien und flexible Lösungen bietet, ist gefragter denn je.


Was hebt Angermann NRW im Vergleich zu anderen Beratern und Maklern im Bereich Logistik und Industrie ab?
Angermann NRW zeichnet sich durch ein tiefes regionales Know-how und eine enge Verbindung zur Region aus. Wir kennen den Markt in Nordrhein-Westfalen und verstehen die spezifischen Anforderungen unserer Kunden. Unsere Fähigkeit, innovative und nachhaltige Lösungen zu bieten, hebt uns von der Konkurrenz ab. Wir agieren flexibel und arbeiten stets daran, die Bedürfnisse unserer Kunden individuell zu erfüllen, auch in einem sich schnell wandelnden Markt. Darüber hinaus legen wir besonderen Wert auf die langfristige Zufriedenheit unserer Kunden, indem wir Lösungen entwickeln, die eben nicht nur kurzfristig Erfolg haben, sondern auch zukunftssicher sind.


Wie ist das Verhältnis von Angebot und Nachfrage im Logistikmarkt?
Das Angebot bleibt knapp, hat sich jedoch in peripheren Lagen etwas erweitert. In den Top-Logistikstandorten ist das Angebot nach wie vor begrenzt, aber die Situation entspannt sich mittlerweile etwas. Die Nachfrage ist im Vergleich zu anderen Asset-Klassen robust, wobei E-Commerce ein wesentlicher Treiber ist. Die Mietpreise haben sich insgesamt auf einem hohen Niveau stabilisiert. Ein Rückgang der Mieten ist aktuell nicht zu erwarten.


Inwiefern haben sich auch die Ansprüche an Logistikimmobilien in den letzten Jahren verändert?
Mieter verlangen heute nachhaltigere und technisch fortschrittlichere Immobilien. Automatisierung und Digitalisierung spielen eine größere Rolle, um Effizienzsteigerungen zu ermöglichen. Zudem muss die Flexibilität gewährleistet sein, um sich schnell an veränderte Marktanforderungen anpassen zu können, sei es durch wachsende Lieferketten oder neue Technologiestandards. Gleichzeitig muss aber auch das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen. 
 

Vor welchen Herausforderungen stehen derzeit Projektentwickler im Logistikbereich?
Neben auf die bereits eingegangenen gestiegenen Baukosten kämpfen Projektentwickler mit längeren Genehmigungsverfahren und strengeren Regulierungen im Bereich Nachhaltigkeit. Auch die Verfügbarkeit von Flächen ist ein großes Problem, insbesondere in den Ballungszentren. Die wesentliche Herausforderung besteht darin, Projekte trotzdem wirtschaftlich und zukunftssicher zu gestalten.


Welche Trends sind derzeit im Logistikmarkt zu beobachten?
Nachhaltigkeit und Automatisierung sind die dominierenden Trends. Unternehmen legen großen Wert auf energieeffiziente Gebäude und die Integration moderner Technologien wie Robotik und KI, um ihre Prozesse zu optimieren. Zudem beobachten wir einen Trend hin zu größeren, multifunktionalen Logistikzentren, die sowohl Lager als auch Distributionsmöglichkeiten bieten.
 

Wo steht der deutsche Logistikmarkt im internationalen Vergleich?
Deutschland gehört zu den führenden Logistikmärkten in Europa, insbesondere dank seiner zentralen Lage und seiner hochentwickelten Infrastruktur. Im internationalen Vergleich steht Deutschland gut da, aber wir befinden uns auch einem starken Wettbewerb mit Ländern wie den Niederlanden und Frankreich, die ebenfalls stark in ihre Logistikstandorte investieren.
 

Welche Standorte sind derzeit besonders gefragt?
Standorte in der Nähe von großen Ballungszentren wie Köln, Düsseldorf und dem Ruhrgebiet sind weiterhin am gefragtesten. Diese Regionen bieten eine hervorragende Anbindung an das Verkehrsnetz und sind für Unternehmen von strategischer Bedeutung. Die Attraktivität von Logistikimmobilien ist eng mit der Lage verbunden, was insbesondere für Standorte in der Nähe wichtiger Verkehrsanbindungen gilt.


Steht der Logistikmarkt vor einem erneuten Aufschwung?
Trotz der aktuell großen Herausforderungen glaube ich fest an einen weiterhin anhaltenden positiven Trend im Logistiksektor. Der E-Commerce-Sektor wird weiterwachsen, und die Nachfrage nach modernen Logistikflächen wird sukzessive ansteigen. Dafür ist es jedoch entscheidend, dass sich die Baukosten stabilisieren und auch die Zinsen auf einem moderaten Niveau bleiben. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, wird der Markt wieder an Dynamik gewinnen, und wir könnten eine neue Wachstumswelle erleben.
 

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